Aktualisiert am 02. November 2023
Plötzliche Schwellungen der Haut oder Schleimhaut können auf ein Angioödem, auch Quincke-Ödem genannt, hinweisen. Ungefähr 10 bis 20 % der Bevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens unter dieser Erkrankung. Ein Angioödem ist keine einfache Erkrankung, da lebensbedrohliche Nebenwirkungen auftreten können.
Bei Angioödemen gibt es zwei verschiedene Formen, deren Symptome etwas voneinander abweichen. Generell ist allen Erkrankungen gemein, dass das Gewebe in bestimmten Bereichen deutlich anschwillt. Häufig betroffene Regionen sind:
Hand- und Fußrücken
Gesicht mit Augenlidern oder Lippen
Hals mit Kehlkopf
Genitalien
Schleimhäute im Mund, im Hals oder in den Atemwegen
Magen-Darm-Trakt
Während ein Angioödem im Gesicht meist unangenehm ist, kann die Schwellung der Atemwege lebensbedrohlich sein. Die Schwellung kann leichte Schmerzen verursachen. Häufige Begleiterscheinungen beim Angioödem sind Quaddeln, die zu starkem Juckreiz führen. Diese treten vornehmlich in Schüben auf und bilden sich für mehrere Stunden an einer beliebigen Körperstelle. Ist der Darm betroffen, können Übelkeit und Erbrechen auftreten.
Bei einem Angioödem handelt es sich um eine Immunstörung. Die Ursache für die Symptome ist eine übermäßige Ausschüttung von bestimmten Hormonen. Es werden zwei verschiedene Formen des Angioödems klassifiziert, die sich nach dem auslösenden Hormon unterscheiden.
Mastzellvermittelte oder histaminergische Angioödeme: Die Schwellungen werden durch eine Freisetzung von Histamin im Körper ausgelöst. Histamin ist ein chemischer Botenstoff, der bei allergischen Reaktionen und anderen entzündlichen Prozessen im Körper freigesetzt wird. Histamin kann Schmerzen, Juckreiz, Schwellungen und Hautrötungen verursachen, was zum Angioödem führen kann. Hierbei handelt es sich um eine Immunstörung, die im Laufe des Lebens erworben wurde.
Bradykininvermittelte Angioödeme: Diese Erkrankungen werden durch eine Überproduktion des Hormons Bradykinin im Körper hervorgerufen. Bradykinin ist ein chemischer Botenstoff, der normalerweise bei körperlicher Belastung und Verletzungen freigesetzt wird, um Schmerzen und Entzündungen zu reduzieren. Bei bradykinin Angioödemen produziert der Körper jedoch ungewöhnlich viel Bradykinin, was zu Schmerzen, Schwellungen und Übelkeit führen kann. Bei dieser Erkrankung werden keine Quaddeln auf der Haut gebildet. Diese Form des Angioödems kann vererbt werden.
Beim hereditären Angioödem (HAE) handelt es sich um eine seltene angeborene Bradykininvermittelte Erkrankung. Sie kann Kinder und Erwachsene in jedem Alter treffen. Die Schwellungen können am Kehlkopf auftreten und mit Atemnot und Erstickungsanfällen einhergehen. Diese Form eines Angioödems zeigt sich meist in den ersten zehn Lebensjahren.
Ein Angioödem kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Hauptursachen sind:
Allergien (z.B. auf Lebensmittel, Insektenstiche, Medikamente)
Überempfindlichkeitsreaktionen auf bestimmte Substanzen
Autoimmunerkrankungen
Vererbung
Ein Angioödem kann schwerwiegende Folgen haben. Deshalb sollte bei dieser Erkrankung die Ursache ermittelt werden. Dadurch ist eine angemessene Behandlung möglich und ein erneutes Auftreten wird vermieden. In mehreren Fällen kann der Auslöser des Angioödems nicht gefunden werden.
Zur Behandlung eines Angioödems sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Die Diagnose wird durch einen Bluttest untermauert. Zur Behandlung werden von Hemmstoffen gegen die Aktivität der Hormone eingesetzt.
Je nach Stärke und Ort des Angioödems sollte zwischen verschiedenen Ärzten gewählt werden. Bei akuter Atemnot und starken Schluckbeschwerden muss umgehend ein Notarzt aufgesucht werden. Bei einem unkritischem Angioödem kann ein Internist der richtige Ansprechpartner sein, weil er sich auf die Diagnose und Behandlung von inneren Krankheiten spezialisiert hat. Ja nach Ursache der Erkrankung sind weiterführende Behandlungen bei einem Hautarzt oder klinischen Immunologen sinnvoll.
Die Therapie eines Angioödems hängt vom auslösenden Hormon, der Schwere der Symptome und der Ursache ab. Es gibt einige allgemeine Ansätze zur Behandlung von histaminergischen Angioödemen:
Antihistaminika: Diese Medikamente können helfen, die Schwellung zu reduzieren und Juckreiz zu lindern.
Kortikosteroide: In schwereren Fällen kann ein Arzt Kortikosteroide verschreiben, um die Schwellung zu reduzieren und Entzündungen zu lindern.
Epinephrin: In Fällen von Atemnot oder Schwellung im Halsbereich kann ein Arzt Epinephrin als Injektion verabreichen, um die Atmung zu verbessern und die Schwellung zu reduzieren.
Bei bradykininvermittelten Angioödemen wirken diese Medikamente nicht. Es werden überwiegend Hemmstoffen aus Blutplasma verabreicht. In Fällen von hereditärem Angioödem (HAE) wird eine Langzeitbehandlung empfohlen, um die Häufigkeit und Schwere der Schwellungen zu reduzieren.
In der Regel verschwindet ein Angioödem innerhalb von 72 Stunden. In seltenen Fällen kann es bis zu 7 Tage dauern, bis die Symptome vollständig abgeklungen sind. Ausnahme hierbei ist ein chronisches Angioödem, welches mehrere Monate bestehen kann. Nach der Heilung ist die Haut unverändert zum Zustand vor der Erkrankung.
Hausmittel sind bei einem Angioödem nicht ausreichend wirksam, jedoch können sie die Behandlung sinnvoll unterstützen. Durch die Hormone Histamin und Bradykinin weiten sich die Blutgefäße und werden durchlässiger. Bei einem Angioödem wirkt Kühlen diesem Effekt entgegen und kann die Blutgefäße wieder zusammenziehen. Besonders bewährt haben sich Quarkwickel als kühlendes und flüssigkeitsentziehendes Hausmittel. Hamamelis, auch Zaubernuss genannt, wirkt zusammenziehend und kühlend und lindert gleichzeitig den Juckreiz. Bei Nesselsucht mit einem Angioödem hilft Hamamelis auch Entzündungen zu hemmen. Der Wirkstoff Hamamelis kann als wässriger Umschlag oder als Creme genutzt werden. Um die Haut zu beruhigen, können die Hausmittel Salbei, Arnika oder Aloe Vera die medikamentöse Behandlung unterstützen.
Angioödem wird durch die klinischen Symptome und die Krankengeschichte des Patienten diagnostiziert. In manchen Fällen können auch Bluttests oder Hauttests durchgeführt werden.
Ein Angioödem kann plötzlich und schnell auftreten, besonders wenn es durch eine allergische Reaktion ausgelöst wird. In einigen Fällen kann es jedoch auch langsamer auftreten.
Es gibt keine direkten Beweise dafür, dass Stress ein Angioödem auslöst, aber Stress kann das Immunsystem beeinflussen und möglicherweise zu einer erhöhten Anfälligkeit für allergische Reaktionen oder andere gesundheitliche Probleme führen.