Aktualisiert am 02. November 2023
Scheidenpilz ist ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft. Deshalb ranken sich viele Mythen um Ansteckung und Erkrankung. Dabei sind Erkrankungen der empfindlichen äußeren Genitalien und der Schleimhäute der Scheide sehr häufig. Mit der richtigen Behandlung kann Scheidenpilz schnell und erfolgreich bekämpft werden.
Vielfach wird Scheidenpilz, auch Vaginalmykose genannt, mit unsauberen Toiletten und mangelnder eigener Hygiene in Zusammenhang gebracht. Manchmal wird er von Laien auch als Geschlechtskrankheit angesehen. Diese Mythen sind falsch und sorgen dafür, dass sich Frauen mit einer Pilzinfektion an der Scheide schämen. Der Pilz siedelt bei vielen Frauen unbemerkt in der Vagina und gewisse Voraussetzungen lösen einen übermäßigen Befall aus.
Auf Haut und Schleimhaut eines Menschen befinden sich viele Pilze. Bei einem gesunden Menschen befinden sich Pilze und Mikroorganismen im Gleichgewicht, sodass keine unerwünschte Ausbreitung stattfindet. In den Schleimhäuten der Scheide wird durch einen niedrigen pH-Wert die Ausbreitung der Hefepilze eingeschränkt. Durch Veränderung des Scheidenmilieus kann ein übermäßiger Befall mit Hefepilzen wie Candida albicans ausgelöst werden.
Grundsätzlich können Menschen in jedem Alter Scheidenpilz bekommen. Bevorzugt sind Frauen im gebärfähigen Altern betroffen. Aber auch bei Säuglingen, Kindern und Frauen nach der Menopause kann ein Befall mit Scheidenpilzen auftreten.
Genaue Zahlen über die Häufigkeit von Scheidenpilz sind nicht bekannt. Schätzungen zufolge leiden ungefähr 70 % der Frauen mindestens einmal im Leben unter einem Pilzbefall der Vagina. Damit besteht eine deutliche Gefahr für Frauen, an Scheidenpilz zu erkranken.
Grundsätzlich ist Scheidenpilz keine Geschlechtskrankheit. Candida-Bakterien sind jedoch sehr ansteckend. Deshalb ist eine Ansiedelung des Pilzes im Genitalbereich des Mannes nach dem Sex gut möglich.
Charakteristisch für Scheidenpilz ist vor allem das starke Jucken im Bereich von Scheide und Schamlippen.
Scheidenpilz weist in der Regel sehr typische Symptome auf. Allerdings müssen nicht alle Beschwerden gleichzeitig bemerkbar sein. Die Leitsymptome sind:
Starker Juckreiz
Schmerzen beim Wasserlassen
Weißer, krümeliger Ausfluss
Grau-weiße Beläge auf der Scheide
Kann Scheidenpilz Blut im Ausfluss verursachen?
Generell sind Blutungen kein typisches Symptom bei Scheidenpilz. Allerdings ist die Haut im Vaginalbereich durch den Pilz angegriffen und entzündet. Dadurch können mechanische Belastungen mit Toilettenpapier oder Handtuch zu leichten Verletzungen führen. Die Folge kann ein leicht bräunlicher Ausfluss sein. Sollte bei Scheidenpilz Blut im Ausfluss erscheinen, ist ein Arztbesuch ratsam.
Scheidenpilz bei Mädchen ist mit Anzeichen verbunden, die ähnlich denen von erwachsenen Frauen sind. Allerdings haben Kinder noch keinen Ausfluss, der bei der Diagnose helfen kann. Deshalb sollten Sie auf folgende Symptome achten:
Starkes Jucken und Brennen
Schwellungen und Rötungen an der Scheide
Entzündete Hautstellen im Genitalbereich
Schmerzen beim Wasserlassen
Die Symptome des Scheidenpilzes und der bakteriellen Vaginose sind sehr ähnlich. Ein fischartiger Geruch des Ausflusses und fehlende Rötungen deuten auf eine bakterielle Infektion hin.
Ebenso wie bei Scheidenpilz ein Test beim Frauenarzt durchgeführt wird, kann dies auch zu Hause erfolgen. Die Handhabung auch beim Abstrich ist einfach. Mit einer Genauigkeit von 90 % sind die Tests auf Scheidenpilz für zu Hause sehr zuverlässig. Diese Tests sind in Apotheken und Drogeriemärkten erhältlich.
Unter verschiedenen Bedingungen gerät das Gleichgewicht in der Scheide durcheinander. Dies kann verschiedene körperliche, aber auch psychologische Ursachen haben.
Scheidenpilz ist häufig das Symptom für andere Ursachen wie:
Hormonveränderungen
Erkrankungen wie Diabetes oder Aids
Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken
Übermäßige Hygiene
Ungeschützter Geschlechtsverkehr
Scheidenpilz kann durch Hormonveränderungen ausgelöst werden. Produziert der Körper mehr Östrogen, steigt dadurch die Bildung von Glykogen (Zucker). Dies ist der beste Nährboden für Hefepilze wie Candida albicans. Der Östrogenspiegel von Frauen verändert sich im Laufe ihres Lebens immer wieder. Starke, natürliche Änderungen sind gegeben:
Durch Schwangerschaft
Durch Einnahme der Pille
In der Pubertät
Durch die Wechseljahre
Kurz vor dem Einsprung
Insbesondere Medikamente, die das Immunsystem beeinträchtigen, lösen Vaginalmykose aus. Hierzu gehören:
Antibiotika
Antirheumatika
Immunsuppressiva wie Kortison
Chemotherapeutika
Scheidenpilz bei der Einnahme von Antibiotika ist keine Seltenheit. Die Medikamente bekämpfen Bakterien im Körper. Viele Antibiotika wirken jedoch nicht nur gegen die Krankheitserreger, sondern generell gegen Bakterien. Damit werden auch die schützenden Milchsäurebakterien in der Schleimhaut der Scheide abgetötet. Dadurch verändert sich das Milieu der Scheide und Hefepilze können sich sehr gut vermehren. Deshalb ist Scheidenpilz bei Antibiotika eine häufige Nebenwirkung.
Nach einer Behandlung gegen Scheidenpilz ist der Pilz verschwunden. Trotzdem ist nicht immer sichergestellt, dass die Scheidenflora auch wieder intakt ist. Weiterhin kann ungeschützter Geschlechtsverkehr zu einer erneuten Ansteckung führen. Auch starker Stress oder Krankheiten können eine erhöhte Anfälligkeit gegen Scheidenpilz bewirken.
Bei einer intakten Scheidenflora vermehren sich die Hefepilze nur in begrenztem Umfang. Psychische Probleme wie Stress schwächen das Immunsystem. Dadurch können sich Keime und Pilze besser vermehren und Krankheiten wie Scheidenpilz verursachen. Psychische Probleme, die die Gesundheit beeinflussen können, sind:
besondere Belastungen bei der Arbeit bis zum Burn-out
psychische Belastungen durch Todesfall, Trennung oder traumatische Erlebnisse
psychische Erkrankungen wie Angststörungen
Eine Erkrankung mit Scheidenpilz ist nicht nur unangenehm. Vielen Frauen ist das Thema zu intim. Dabei hilft es auch wenig, dass die Mehrheit der Frauen diese Erkrankung bereits mindestens einmal durchgestanden hat. Ein Scheidenpilz kann schnell und zuverlässig behandelt werden und ist kein Grund zur Sorge.
Die Dauer der Erkrankung beträgt in der Regel 3- 5 Tage. Hierbei kann es Unterschiede zwischen Erstansteckung und Folgeerkrankung geben. Wichtig ist, dass Medikamente so lange eingenommen werden, wie in der Vorschrift angegeben.
Scheidenpilz kann manchmal auch von allein wieder weggehen. Allerdings muss dann besonders darauf geachtet werden, damit sich der Pilz nicht weiter ausbreitet. Deshalb muss besonders auf Hygiene geachtet werden. Da sich der Pilz innerhalb weniger Tage stark vermehren kann, ist eine schnelle Behandlung zu empfehlen.
Generell ist es nicht notwendig, bei Scheidenpilz einen Arzt aufzusuchen. In folgenden Fällen sollte auf einen Besuch beim Gynäkologen nicht verzichtet werden:
Wenn die Scheidenpilzanzeichen nicht eindeutig sind.
Wenn eine Schwangerschaft besteht.
Die Beschwerden sich trotz Hausmittel nach drei Tagen nicht gebessert haben
Chronischer Scheidenpilz öfter als viermal pro Jahr auftritt
Zusätzliche Symptome wie Fieber, starke Schmerzen und blutiger Urin auftreten.
Sie jünger als 18 Jahre sind.
Die Behandlung von Scheidenpilz erfolgt fast ausschließlich mit Medikamenten gegen Pilze, sogenannten Antimykotika. Oft kann dadurch der Scheidenpilz schnell behandelt werden. Ist der Scheidenpilz jedoch das Symptom für andere Erkrankungen oder verläuft er chronisch, sollte ein ganzheitlicher Ansatz in Rücksprache mit dem Arzt gewählt werden.
Antimykotika töten Pilze ab und heilen dadurch den Scheidenpilz. Die Wirkstoffe der Antimykotika greifen die Zellmembran der Hefepilze an und durchlöchern diese oder behindern die Bildung eines Bestandteils der Zellmembran. Die Störung der Zellmembran bewirkt das Abtöten der Hefepilze.
Ein gängiger Wirkstoff bei Candida-Hefepilzen ist Nystatin mit einer Wirksamkeit von 80 %. Gegen alle Arten von Hefepilzen wirkt das Imidazol Clotrimazol. Die Wirkstoffe stehen in folgenden Formen zur Verfügung:
Lokale Antimykotika: Vaginaltabletten, Zäpfchen, Cremes
Systemische Antimykotika: Tabletten, oral
Lokal wirkende Medikamente gegen Scheidenpilz sind oft ausreichend, um die Krankheit zu behandeln. Sie belasten durch die regional begrenzte Anwendung nicht den Körper. Bei starkem Befall erfolgt die Behandlung gegen Scheidenpilz mittels systemischer Gabe von Tabletten, die oral genommen werden.
Medikamente gegen Scheidenpilz sind ohne Rezept in der Apotheke erhältlich. Dabei handelt es sich um lokale anzuwendende Antimykotika wie Cremes oder Vaginaltabletten. Ist bei starken Symptomen die orale Einnahme von Tabletten notwendig, müssen diese vorm Arzt verordnet werden. Diese Medikamente sind verschreibungspflichtig.
Lokal angewendete Antimykotika verursachen nur im Anwendungsbereich Nebenwirkungen. Hierzu können Hautirritationen bis hin zu Brennen und Jucken zählen. Systemisch Mittel, die oral eingenommen werden, können zu körperlichen Beschwerden führen. Hierzu gehören je nach Wirkstoff Hautirritationen, Magen-Darm-Beschwerden und Kopfschmerzen und in seltenen Fällen erhöhte Leberwerte. Deshalb dürfen systemisch Antimykotika nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden.
Scheidenpilz tritt durch die Hormonveränderungen in der Schwangerschaft verstärkt auf. Bei der Geburt kann der Scheidenpilz über den Mund in den Körper des Kindes gelangen. Neugeborene haben nicht ausreichend Abwehrkräfte gegen eine Pilzinfektion und müssen direkt nach der Geburt mit Antipilzmitteln behandelt werden. Für Frühchen unter 1.500 Gramm kann eine Pilzinfektion sogar lebensgefährlich sein. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass Scheidenpilz eine Frühgeburt auslösen kann. Deshalb sollte Scheidenpilz in der Schwangerschaft zwingend behandelt werden. Ab der 34. Woche sollten Schwangere sich prophylaktisch auf Scheidenpilz untersuchen lassen. Lokale Antimykotika wie Imidazole gelten in der Schwangerschaft als unbedenklich. Trotzdem muss vor dem Einsatz von Medikamenten in der Schwangerschaft unbedingt ein Gespräch mit einem Gynäkologen erfolgen.
Mit Antimykotika sind die ersten Symptome schnell gelindert. Doch auch bei Beschwerdefreiheit muss das Mittel bis zum Ende der empfohlenen Anwendungszeit genutzt werden. Bei verkürzter Einnahmedauer können noch vorhandene Pilzsporen schnell einen neuen Befall verursachen.
Wenige Hausmittel können tatsächlich den Scheidenpilz bekämpfen, da sie keine pilzhemmenden Wirkstoffe enthalten. Andere Hausmittel sind für die Anwendung in der Scheide nicht geeignet, da sie Reizungen und Allergien auslösen können. Allerdings können einige Substanzen unterstützend bei der Behandlung der Symptome von Scheidenpilz helfen. Kamille als Sitzbad lindert dank entzündungshemmender und beruhigender Substanzen die Symptome. [Hamamelis](/zaubernuss/) als Sitzbad oder Creme hlft sehr gut, um den Juckreiz zu nehmen. Brottrunk und weitere Hausmittel, die die Abwehr stärken, unterstützen die medikamentöse Behandlung.
Milchsäure ist ständig in der Scheide vorhanden und für das saure Milieu verantwortlich. Bei einem ausgeglichenen pH-Wert in der Scheide können fremde Bakterien und Pilze kaum wachsen. Ist dieses Klima in der Scheide gestört, entstehen Infektionen. Eine Behandlung mit Milchsäurebakterien hilft, das Scheidenmilieu während der Infektion wieder aufzubauen und beschleunigt dadurch die Heilung. Milchsäurebakterien können aber auch vorbeugend gegen Scheidenpilz eingesetzt werden. Hierfür sollten Milchsäurebakterien aus der Apotheke genutzt werden. Der häufig empfohlene Joghurt als Hausmittel ist nicht für die Behandlung geeignet. Darin sind Zusatzstoffe enthalten, die zusätzliche Infektionen hervorrufen können.
Beim Sex kann Scheidenpilz auf den Partner übertragen werden. Selbst wenn der Partner sich nicht ansteckt und ohne Symptome bleibt, können sich Pilzsporen an seinem Penis unter der Vorhaut befinden. Deshalb sollte während einer Infektion mit Scheidenpilz auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Alternativ bietet ein Kondom einen gewissen Schutz gegen den Hefepilz. Aufgrund der Inkubationszeit sollte bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr der Partner auf jeden Fall mit untersucht werden. Um eine Wiederansteckung der Frau zu vermeiden, müssen Infektionen beim männlichen Partner behandelt werden.
Vaginalzäpfchen und orale Tabletten gegen Vaginalmykose können ohne Probleme auch während der Periode angewendet werden. Vermeiden Sie luftundurchlässige Binden oder Slipeinlagen, um Überhitzungen der Haut zu vermeiden. Außerdem sind Tampons ungeeignet bei Vaginalzäpfchen und Vaginaltabletten, da diese die Wirkung behindern.
Neben der medizinischen Behandlung sollte während der Infektion besonders auf Hygiene geachtet werden. Hierbei helfen folgende Maßnahmen:
Unterwäsche und Handtücher bei mindestens 70 °C waschen, um Pilze und Sporen abzutöten
Kürzen der Schamhaare, um einen Feuchtigkeitsstau in der Scheide zu vermeiden
Zweimal täglicher Wechsel der Unterwäsche
Handtücher nicht von mehreren Personen benutzen
Wenn Scheidenpilz nicht behandelt wird, kann sich der Hefepilz in kurzer Zeit ausbreiten. Dabei vermehrt er sich nicht nur in der Scheide und verstärkt dort die Beschwerden. Der Pilz kann sich auch auf benachbarte Regionen wie die Analgegend ausbreiten. Dies ruft schmerzhafte Beschwerden hervor.
Kehrt Scheidenpilz mehr als dreimal zurück, wird der Verlauf als chronisch bezeichnet. Dies betrifft etwa 5 – 10% der Frauen, die sich mit dem Hefepilz infiziert haben. Ist die begünstigende Ursache für die Pilzinfektion wie Rauchen, Stress, Diabetes, Einnahme von Antibiotika nicht abgestellt, kann eine Infektion immer wiederkehren. Ebenso können andere Infektionsquellen mit Pilzbefall vorhanden sein wie Mundhöhle, Darm, Schamhaare. Dies kann sowohl die Frau als auch Ihren Partner betreffen. Kommt Scheidenpilz immer wieder, sollte auf jeden Fall der Arzt aufgesucht werden. Dieser kann bei der Ursachenfindung unterstützen. So können ärztliche Abstriche von Frau und Partner versteckte Pilzinfektionen aufspüren.
Nicht nur in der Schwangerschaft ist es wichtig, dem Scheidenpilz vorzubeugen. Insbesondere bei der Einnahme von Antibiotika kann dies einem Scheidenpilz vermeiden. Wichtig ist dabei vor allem, dass Vaginalmykrose nicht unnötig verschleppt und keinen chronischen Verlauf nimmt.
Die Methoden zur Vorbeugung von Scheidenpilz helfen auch unterstützend bei der Heilung. Dabei sind nur wenige Punkte zu berücksichtigen:
Unterwäsche bei mindestens 60 °C Waschen
Unterwäsche sollte aus hautfreundlicher Baumwolle bestehen, damit sich weder Hitze noch Feuchtigkeit stauen
Luftdurchlässige Slipeinlagen und Binden ohne Kunststoffklebestreifen verwenden
Verwenden Sie hauptsächlich Wasser zur Intimreinigung. Falls es erforderlich ist, sollte seifenfreie, pH-neutrale Waschlotionen gewählt werden.
Haut im Intimbereich nach der Reinigung gründlich abtrocknen
Wenn eine Neigung zu Scheidenpilz vorliegt, sollte dies mit dem Arzt vor der Antibiotika-Behandlung besprochen werden. Besonders Antibiotika mit langer Einnahmedauer erhöhen das Risiko einer Pilzinfektion. Bei chronischem Scheidenpilz sollte ein schnell wirkendes Medikament ausgewählt werden. Alternativ kann über eine prophylaktische Behandlung von Scheidenpilz gesprochen beispielsweise mit Milchsäurebakterien werden.
Scheidentrockenheit wird häufig ebenfalls durch hormonelle Veränderungen hervorgerufen. Dabei wird das Milieu der Scheide und dadurch die schützende Schleimhaut gestört. Eine trockene Schleimhaut stellt keine Barriere gegen Pilz und Bakterien dar. Bewährten Hausmittel wie Hamamelis, Olivenöl oder auch Feuchtigkeitscremes schützen den Intimbereich und versorgen ihn mit Feuchtigkeit.