Aktualisiert am 02. November 2023
Nesselsucht, auch Urtikaria genannt, ist eine Hauterkrankung, die durch juckende Quaddeln gekennzeichnet ist. Die Bezeichnung für die Erkrankung stammt vom altdeutschen Wort "næssel", was "Brennnessel" bedeutet. Der Ausdruck bezieht sich auf die Ähnlichkeit der Quaddeln bei Nesselsucht, mit denen, die durch Berührung mit Brennnesseln verursacht werden.
Die Symptome von Nesselsucht betreffen überwiegend die Haut. In einigen Fällen können jedoch auch weitere körperliche Symptome hinzukommen:
Juckreiz: Ein starker Juckreiz ist das häufigste Symptom von Nesselsucht und kann sehr belastend sein.
Rote, erhabene Quaddeln: Diese können an verschiedenen Teilen des Körpers auftreten und variieren in Größe und Form.
Schwellungen: Nesselsucht kann mit Schwellungen der Haut, insbesondere um die Augen und Lippen einhergehen.
Angioödeme: Bei einigen Patienten treten Schwellung durch Wassereinlagerungen in der Haut auf, die bei Nesselsucht im Gesicht auftreten. Angioödeme können sowohl gleichzeitig mit Quaddeln oder als alleiniges Symptom auftreten.
Heiße Haut: Die meisten Patienten klagen über eine unangenehm überhitzte Haut.
Kopf- und Gelenkschmerzen: Bei Nesselsucht durch Entzündungen im Körper treten auch vermehrt Kopf- und Gelenkschmerzen auf.
Fieber: Nesselsucht führt bei einigen betroffenen Personen zu Fieber, insbesondere bei infektiösen Ursachen der Nesselsucht.
Schmerzen: Bei Entzündungen des Körpers oder akuten Schüben kann Nesselsucht auch Schmerzen verursachen.
Nesselsucht ist zwar für die betroffenen Patienten sehr unangenehm, jedoch nicht gefährlich. Bei einer allergischen Form muss jedoch zwingend auf einen anaphylaktischen Schock geachtet werden. Treten zusätzlich zu den Symptomen auch Kreislaufschwankungen, Herzrasen, Kreislaufschwäche und Atemnot auf, sollten sofort ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei Angioödemen sollten die Patienten vorsichtig sein. Bilden sich Schwellungen im Bereich der Atemwege, kann dies zu akuter Atemnot führen.
Nesselsucht verläuft in Schüben, die überwiegend nachts auftreten. Bei vielen Formen der Nesselsucht klingen die Symptome innerhalb von Minuten oder Stunden, spätestens nach geeigneter Medikation wieder ab. Häufig kommt es in folgenden Nächsten erneut zu akutem Aufflammen der Symptome.
Anhand der charakteristischen Quaddeln auf der Haut kann Nesselsucht in vielen Fällen eindeutig erkannt werden. Viele Hauterkrankungen wie Ekzeme oder Neurodermitis verursachen starken Juckreiz auf der Haut. Im Unterschied zu anderen Erkrankungen entlastet bei Urtikaria das Kratzen mit den Fingernägeln nicht. Stattdessen reiben betroffene Personen mit den Fingerspitzen über die Hautstellen. Dadurch entstehen bei Nesselsucht weniger entzündete Hautbereiche.
Ursache für die Nesselsucht ist eine verstärkte Aktivität von Immunzellen, sogenannten Mastzellen. Diese schütten Histamin, einen entzündungsfördernden Botenstoff aus. Durch diesen Botenstoff weiten sich die Adern im Körper und die Hautgefäße werden durchlässiger. Infolgedessen entstehen in den tieferen Hautschichten die Symptome wie Quaddeln, Schwellungen und Juckreiz.
Die Urtikaria wird in verschiedene Formen unterteilt. Gängig ist eine Unterscheidung nach dem Auslöser und nach der Dauer in:
Spontane Nesselsucht: Bei der spontanen Nesselsucht bilden sich meist über den gesamten Körper verteilt die charakteristischen Quaddeln. Heilen die Symptome innerhalb von sechs Wochen ab, wird von einer akuten spontanen Nesselsucht gesprochen. Diese entsteht häufig als Folge eines Infekts. Eine weitere Ursache kann eine allergische Reaktion auf einen Wespenstich, ein Lebensmittel oder ein Medikament sein. Die chronische spontane Nesselsucht benötigt deutlich länger zur Heilung und kann über mehrere Monate bestehen. Die Auslöser sind häufig vergleichbar mit der akuten Form, wirken jedoch länger auf den Körper. Dies können eine chronische Erkrankung, ein Langzeitmedikament, Lebensmittel oder Kosmetika sein.
Physikalische Nesselsucht: Durch Einwirkung von äußeren Reizen wie Kälte, Wärme, UVA-Licht werden die Botenstoffe ausgelöst. Scheuernde Kleidung oder Kratzen auf der Haut können ebenfalls Nesselsucht auflösen.
Sonstige Urtikariaformen: Zu den weiteren Formen gehört die Schwitzurtikaria, die durch heftiges Schwitzen bei Sport, heißes Baden oder scharfes Essen ausgelöst werden kann. Auch zu langer Aufenthalt im Wasser oder körperliche Belastung können eine Nesselsucht auslösen. Eine häufig auftretende Form ist die Kontakturtikaria, die durch Berührung von Chemikalien, Reinigungsmittel oder giftigen Pflanzen entstehen kann.
Die Auslöser für eine Nesselsucht sind sehr verschieden. Bei ungefähr 20 % der Patienten kann keine Ursache ermittelt werden.
Allergien: Diese können Lebensmittelallergien, Medikamentenallergien, Insektenstiche und -bisse, Kosmetika und andere Substanzen sein.
Autoimmunerkrankungen: Nesselsucht kann auch ein Symptom von Autoimmunerkrankungen wie Lupus oder Schilddrüsenerkrankungen sein.
Infektionskrankheiten: Einige Infektionskrankheiten, wie z.B. Hepatitis, Mononukleose und andere, können Nesselsucht verursachen.
Nesselsucht eine symptomatische Erkrankung, die unterschiedliche Ursachen haben kann. Ein Arzt kann die Ursache einer Nesselsucht leichter erkennen. Für eine schnell und effektive Behandlung sollte deshalb ein Arzt aufgesucht werden.
Nesselsucht entsteht durch individuelle Reaktion des Körpers auf verschiedene Auslöser. Deshalb ist die Erkrankung nicht ansteckend.
In mehreren Berichten wurde eine Nesselsucht zusammen mit einer Erkrankung an Corona beobachtet. Es wird vermutet, dass das Virus die Immunzellen anregt. Auch eine Booster-Impfung kann in seltenen Fällen eine Nesselsucht auslösen.
Nesselsucht kann nicht geheilt werden. Da die Erkrankung häufig nur ein Zeichen für eine andere Belastung ist, sollte die Ursache für die Nesselsucht aufgeklärt werden. Wird die Nesselsucht durch bestimmte Auslöser verursacht, sollten diese unbedingt vermieden werden. Dadurch können die Symptome reduziert oder vermieden werden. Bei ungefähr 80 % der Patienten kann der Auslöser gefunden werden. Generell verschwindet die Erkrankung meist von allein.
Da Nesselsucht nicht geheilt werden kann, konzentriert sich die Behandlung auf die Symptome. Hierfür stehen einige wirksame Medikamente zur Verfügung.
Antihistaminika: Diese Medikamente helfen, die Schwellungen und den Juckreiz zu lindern. Die Wirkstoffe blockieren das Histamin, das die Symptome verursacht. Es gibt sowohl rezeptfreie als auch verschreibungspflichtige Antihistaminika.
Kortikosteroide: Wenn die Nesselsucht schwerwiegend oder unerträglich ist, kann der Arzt Kortikosteroide wie Cortison verschreiben. Dadurch wird die Entzündung reduziert und die Symptome gelindert.
Immunglobuline: Eine spezielle Art von Proteinen, die als Immunglobuline bezeichnet werden, können in schweren Fällen von Nesselsucht verabreicht werden, um die Symptome zu lindern.
Bei bestimmte Formen der Nesselsucht kann eine UV-Lichttherapie die Symptome zu lindern.
In leichten Fällen kann die Behandlung von Symptomen wie Juckreiz und Hitze durch die Verwendung von Feuchtigkeitscremes helfen.
Es gibt einige Hausmittel, die helfen können, die Symptome von Nesselsucht zu lindern.
Kaltes Wasser: Ein kaltes Wasserbad oder eine kalte Kompresse können helfen, den Juckreiz zu lindern und die Schwellung zu reduzieren. Durch die Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen und die Ausschüttung von Histamin wird reduziert.
Quark: Eine dicke Schicht Quark auf die betroffene Stelle aufgetragen und mindestens 30 Minuten einwirken lassen, wirkt gegen die Symptome.
Aloe Vera: Aloe Vera hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann helfen, die Schwellung zu reduzieren und den Juckreiz zu lindern.
Hamamelis: Die Zaubernuss wirkt gegen den Juckreiz und entzündungshemmend. Gleichzeitig zieht Hamamelis die Gefäße zusammen und reduziert dadurch die Histaminausschüttung.
Nesselsucht beim Kind entsteht meist durch eine Infektion, wie grippaler Infekt, Mittelohrentzündung oder Mandelentzündung. Weil Nesselsucht bei Babys und Kindern überwiegend nur wenige Tage dauert, kann die Behandlung zunächst mit Hausmitteln erfolgen. Zur Sicherheit sollte ein Kinderarzt aufgesucht werden. Sollte die Nesselsucht bei Kleinkindern oder Babys stark jucken, kann der Arzt auch Histamine verschreiben. Die Dosierung muss jedoch individuell angepasst werden, deshalb dürfen keine rezeptfreien Produkte ohne Rücksprache verwendet werden.
Die hormonelle Umstellung durch eine Schwangerschaft kann eine Nesselsucht begünstigen oder neu auftreten lassen. Bei starken Symptomen wie Juckreiz entscheidet der behandelnde Arzt über mögliche Medikamente. Es kann jedoch auch passieren, dass eine bestehende Urtikaria plötzlich verschwindet. Für das ungeborene Baby besteht keine Gefahr der Übertragung.