Aktualisiert am 02. November 2023
Eine der häufigsten Hauterkrankungen im Analbereich ist ein Ekzem. Oft wird schnell auf unzureichende Hygiene geschlossen. Betroffene schämen sich und trauen sich deshalb nicht zum Arzt. Aber ein Analekzem hat oft andere Gründe. Bei umgehender Behandlung kann die Erkrankung schnell geheilt werden.
Ein Analekzem, auch perianales Ekzem genannt, ist eine Entzündung der Haut um die Außenseite des Analbereichs. Die Erkrankung macht sich vor allem durch starken Juckreiz bemerkbar. Dieser kann auch nachts auftreten und beeinflusst die Lebensqualität.
Die entzündete Analhaut führt zu mehreren Leitsymptomen:
starker Juckreiz
Schmerzen und ein wundes Gefühl in der Analregion
Brennen bei Stuhlgang und Bewegung
Spuren von nässender Wunde auf der Unterwäsche
Hautveränderungen wie Rötungen, Bläschen oder Pusteln
Zunächst ist die Haut im Analbereich nur gerötet und gereizt. Juckt der Patient an der Stelle, können leichte Blutspuren auftreten. Dies tritt ebenfalls ein, wenn bei einem unbehandelten Ekzem mechanische Reize wie das Scheuern von Kleidung auftreten. Stärkere und vor allem dunkelrote Blutspuren müssen beim Arzt abgeklärt werden.
Die Ursachen für ein Analekzem sind vielfältig. Zur einfacheren Beurteilung werden sie gemäß ihrer Entstehung in vier verschiedene Formen unterschieden.
kontaktallergisches Analekzem: Dieses Ekzem entsteht durch Kontakt mit allergieauslösenden Stoffen. Ursache können Inhaltsstoffe in Hygiene- und Pflegeprodukten sein. Diese Form des Analekzems tritt mit 40 % am häufigsten auf.
irritativ-toxisches Analekzem: Bei dieser Variante lösen Darm- oder Afterprobleme das Ekzem aus. Häufig besteht eine Grunderkrankung als Ursache für die Probleme.
atopisches Analekzem: Diese Variante ist genetisch bedingt und stellt eine Form der Schuppenflechte dar. Dementsprechend verläuft die Erkrankung häufig in Schüben.
infektiöses Analekzem: Durch eine Infektion mit Pilzen, Viren oder Bakterien entzündet sich die Haut. Diese Variante tritt sehr selten auf.
Es gibt eine Vielzahl von Stoffen, die eine Kontaktallergie auslösen können. Duftstoffe, Parfümöle, sowie Konservierungsstoffe sind Substanzen, auf die Menschen allergisch reagieren können. Enthalten sind sie in feuchtem Toilettenpapier, Duschgel, Shampoo, Intimsprays und Gleitcreme. Aber auch Analcremes und Hämorrhoidensalben können durch Lidocain und anderen Wirkstoffen Allergien fördern.
Bei dieser Form des Ekzems entsteht eine Flüssigkeitsansammlung. Dies kann aufgrund von nässenden Hämorriden, einer Fistel, Stuhlinkontinenz, Marisken oder Durchfall passieren. Auch Schwitzen aufgrund ungeeigneter und zu enger Kleidung kann zu Sekret im Analbereich führen. Die Flüssigkeiten können Bakterien, aber auch aggressive Stoffe wie Säuren, Laugen oder Ammoniak enthalten. Staut sich die aggressive Flüssigkeit im Analbereich, kann sich ein Ekzem bilden. Ob Radfahren, lange Wanderungen oder im schlimmsten Fall einfach nur hartes Toilettenpapier verstärken dann die Wirkung der toxischen Substanzen.
Erstes Ziel bei der Behandlung ist die Wiederherstellung der Lebensqualität. Deshalb werden zunächst [Juckreiz](/pruritus/) und Brennen behandelt. Parallel erfolgt die Behandlung der primären Ursache des Ekzems.
Generell kann bei einem akuten Analekzem der Hausarzt aufgesucht werden. Handelt es sich um ein toxisches oder ein chronisches Analekzem, ist der Proktologe der richtige Ansprechpartner.
Ein akutes Analekzem sollte so schnell wie möglich behandelt werden. Dabei orientiert sich die Therapie an der Ursache.
Reize abstellen: Um die mögliche Quelle des Ekzems zu finden, sollten zunächst alle lokal angewendeten Produkte weggelassen und nur Wasser verwenden werden. Dabei ist ein gründliches Abtupfen mit einem Handtuch notwendig. Ist das Ekzem vollständig ausgeheilt, dürfen leichte Reinigungsprodukte wieder verwendet werden. Auch nach dem Abklingen der Beschwerden muss auf milde Hygieneprodukte geachtet und überwiegend mit Wasser gereinigt werden.
Cremes und Salben: Zur Beruhigung und Heilung der gereizten Haut werden lokal Zinksalben angewendet. Sie bildet auf der Haut eine Barriere gegen reizende Stoffe im Stuhl. Deshalb kann Zinksalbe bei gereizter Haut auch protektiv vor Verschlimmerung durch den Stuhlgang schützen. Als akute Therapie gegen Juckreiz und Schmerzen werden Cremes mit Lokalanästhetika wie Lidocain eingesetzt.
Sanierung von Erkrankungen: Soweit möglich, sollten Vorerkrankungen, die toxische Ursachen für ein Analekzem sind, primär behandelt werden. Hierzu gehört die Therapie von nässenden Hämorriden, Analfissuren oder Fisteln. Dadurch wird die Ansammlung von toxischem Sekret verringert. Ist die Therapie nicht möglich, sind geeignete Gegenmaßnahmen wichtig. Beispielweise kann ein Analtampon bei Stuhlinkontinenz die Bildung eines Analekzems vermeiden.
Ernährung anpassen: Bei Verdacht auf eine Lebensmittelunverträglichkeit sollten die Auslöser für Darmbeschwerden und Durchfall gemieden werden. Zusätzlich sollten Nahrungsmittel und Zusatzstoffe vermieden werden, die einen brennenden Stuhl verursachen. Hierzu gehören vor allem scharfe Gewürze wie Peperoni und Chili.
Reinigung: Äußere Reize, beispielsweise durch raues Toilettenpapier, müssen vermieden werden. Optimal ist ein Abduschen des Analbereichs nach dem Stuhlgang mit einem Bidet oder einer Po-Dusche. Anschließend wird die Haut in diesem Bereich mit einem sauberen Handtuch gründlich trocken getupft.
Auch Salben und Cremes zur Heilung können ein Ekzem auslösen. Insbesondere bei empfindlicher Haut, die zu Neurodermitis oder Psoriasis neigt, muss genau auf die Verträglichkeit geachtet werden. Verschlimmern sich die Symptome oder tritt innerhalb von vier Tagen keine Besserung ein, sollte das Produkt abgesetzt werden.
Hausmittel können bei einem Analekzem die Heilung unterstützen und pflegend wirken. Gerbstoffe wirken adstringierend, wodurch sie die Oberfläche der Haut abschließen. Dadurch kann die Haut abtrocknen, ist weniger empfindlich gegenüber äußeren Reizen. Bakterien und Pilze können sich auf der entzündeten Haut nicht ausbreiten. Gerbstoffe sind in Hamamelis, schwarzem Tee und Eichenrinde enthalten. Diese Hausmittel können als Kompressen oder als Sitzbäder bei einem Analekzem genutzt werden. Zusätzlich können Cremes und Salben aus verschiedenen pflanzlichen Produkten verwendet werden. Kamille, Calendula und Hamamelis fördern die Wundheilung. Hausmittel sind allerdings nicht für eine langfristige Therapie geeignet und enthalten ein gewisses allergisches Potential. Besonders für Menschen, die zu Allergien neigen, eignet sich Hamamelis sehr gut. Bisher sind keine allergischen Reaktionen auf die Zaubernuss bekannt.
Unterwäsche sollte aus hautfreundlichen Stoffen bestehen, die gut Feuchtigkeit aufnehmen. Hierzu gehören natürliche Materialien wie Baumwolle und Seide. Bei Stuhlinkontinenz sollten Vorlagen verwendet werden, die keine Kunststoffe enthalten. Feuchte Unterwäsche muss so schnell wie möglich gewechselt werden. Luft trocknet die Wunde ab und Keime können dadurch schlechter überleben. Wann immer es möglich ist, sollte zu Hause auf Unterwäsche und Hose verzichtet werden. Wer nicht „unten ohne“ bleiben möchte, kann als Frau einfach einen weiten, blickdichten Rock wählen. Für Herren ist eine weite Shorts aus Baumwolle ohne Unterhose geeignet.
Mit den richtigen Maßnahmen heilt das Analekzem schnell und meist innerhalb von vier Tagen ab. Wird das Ekzem nicht behandelt, kann es jedoch chronisch verlaufen und die Heilung länger dauern.
Babys und Kinder können ebenfalls an einem Analekzem erkranken. Meist liegen die Ursachen in Hauterkrankungen und Allergien. Für Kinder dürfen keine parfümierten Lotionen, Reinigungsmittel oder Feuchttücher angewendet werden. Insbesondere jüngere Kinder sind häufig noch nicht in der Lage, Ihren Po richtig zu reinigen. Je nach Alter sollten die Erwachsenen noch helfen und anleiten.
Die Behandlung eines Analekzems muss bis zur vollständigen Heilung erfolgen. Zusätzlich müssen die auslösenden Faktoren langfristig beseitigt sein. Ist das Ekzem aufgrund einer Allergie gegen Parfümöle in Feuchttüchern entstanden, wird es trotz Abklingen bei erneuter Benutzung wieder auftauchen. Wird nach der Heilung die Umstellung der Ursache nicht abgestellt, kann das Analekzem chronisch werden und ständig Probleme verursachen.
Einem Analekzem kann mit einer gründlichen, aber trotzdem schonenden Reinigung des Perianalbereichs vorgebeugt werden. Bestehende Krankheiten des Analbereichs sollten nicht aufgeschoben, sondern vor der Entstehung von Folgeproblemen behandelt werden. Lockere Kleidung aus Baumwolle und Vorlagen ohne Kunststoffanteil sind eine wichtige Grundlage zur Vermeidung von Feuchtigkeitstau im Analbereich.
Ein Arzt kann oft ein Analekzem durch eine körperliche Untersuchung diagnostizieren. Manchmal kann es notwendig sein, Hauttests durchzuführen, um allergische Reaktionen zu identifizieren, oder eine Hautbiopsie, um andere Hauterkrankungen auszuschließen.
Nein, ein Analekzem ist im Allgemeinen nicht ansteckend, es sei denn, es wird durch eine ansteckende Infektion wie Herpes oder eine Pilzinfektion verursacht.